// MM: Licht am Ende des Tunnels
17 Mär
MM: Licht am Ende des Tunnels
Interview vom Münchner Merkur mit HT-Jugendleiter Rudi Jaron
Pullach/Taufkirchen – Die
politischen Entscheidungsträger haben mit ihren Beschlüssen der vergangenen
Woche die Basis für eine schrittweise Wiederaufnahme des Trainingsbetriebs im
Breiten- und Amateursport geschaffen (wir berichteten). Damit können auch die
Kinder und Jugendlichen ihren Bewegungsdrang wieder im Verein, gemeinsam mit
anderen, ausleben, wenngleich noch lange nicht in uneingeschränkter Form. Im
Gespräch mit unserer Zeitung erzählen zwei Jugendleiter, Rudolf Jaron von HT
München, Spielgemeinschaft der Handballer des TSV Unterhaching und des SV-DJK
Taufkirchen, und Christian Lyra von den Fußballern des SV Pullach, was sie vom
Neustart erwarten, wie sie neue Nachwuchssportler gewinnen wollen und ob ihre
eigene Sportart Konkurrenz durch andere Sparten fürchten muss, die die Pandemie
bedingten Auflagen leichter erfüllen können.
Wie beurteilen Sie die neuen Maßgaben der Politik, die Sport-Beschränkungen
gemäß der Inzidenzen nach und nach aufzuheben?
Jaron: Es ist schön, Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Die
Abhängigkeit der Regelungen von den Inzidenzwerten ist nachvollziehbar, gibt uns
aber keine wirkliche Planungssicherheit. Gerade als Mannschaftssportart ist
nach einer so langen Pause ein kontinuierliches und aufbauendes Training
erforderlich, das aber bei ändernden Werten und damit ändernden
Rahmenbedingungen nicht wirklich gewährleistet werden kann.
Lyra: Schwer zu sagen, ich bin kein Wissenschaftler. Was ich mir als
Fußballlehrer wünsche ist klar: so viel Fußball spielen, wie es geht.
Die Trainingsmöglichkeiten hängen an den Sportstätten, für die meist die
Gemeinden zuständig sind: Haben Sie da bereits grünes Licht bekommen oder sind
Sie noch im Wartestand?
Jaron: Die Gemeinde unterstützt uns hier wirklich gut. Wir wurden
bereits von der Gemeinde über die mögliche Nutzung der Sportanlagen informiert.
Lyra: Die Gemeinde Pullach hat uns super unterstützt. Wir können
trainieren. Wenn auch unter strengen Auflagen, sowohl was die Hygiene, als auch
die Trainingsinhalte, die alle ohne Kontakt sein müssen, betrifft, aber man
kann ein Training auch so wunderbar gestalten.
Glauben Sie, dass die meisten Kinder und Jugendlichen sofort ins Training
zurückkehren, wenn es möglich ist?
Jaron: Die bisherigen Rückmeldungen von den Eltern und auch von den
Kindern und Jugendlichen sind durchaus sehr positiv. Bereits nach dem ersten
Lockdown war erfreulich zu sehen, welchen Stellenwert der Handballsport bei
unseren Mitgliedern hat. Neben dem sportlichen Aspekt ist auch der soziale
Aspekt nicht zu unterschätzen. Dennoch steht natürlich die Gesundheit der
Sportler an erster Stelle. Gerade bei den Kindern und Jugendlichen ist die
Kommunikation mit den Eltern essenziell wichtig.
Lyra: Ja, alle können es kaum erwarten.
Muss man bei den Eltern Überzeugungsarbeit leisten, zum Beispiel bezüglich
der Hygienekonzepte oder, dass das Training der jeweils erlaubten Stufe
entspricht? Sind die Eltern da insgesamt eher vorsichtig oder drängen sie, weil
die Kinder einfach die Bewegung brauchen?
Jaron: Bei der großen Anzahl an Kindern und Jugendlichen, die wir in
unseren Mannschaften haben, ist natürlich beides vorhanden. Es überwiegt aber
das Vertrauen, dass wir die Vorgaben der Gemeinde und des Landesverbands
berücksichtigen und einhalten. Dennoch nehmen wir die Bedenken einzelner Eltern
ernst und suchen das Gespräch. Hilfreich ist es hier natürlich, dass wir auch
Zugriff auf Ärzte aus unseren eigenen Reihen haben, die uns hier unterstützen.
Lyra: Die Eltern wollen meines Wissens alle, dass ihre Kinder Fußball
spielen, in echt und nicht an der Playstation.
Haben Sie Konzepte oder Ideen, um nach dieser Zeit des Stillstands neuen
Nachwuchs für die Vereine zu bewerben?
Jaron: Uns ist bewusst, dass wir hier aktiv werden müssen. Es geht aus
unserer Sicht aber nicht nur darum, neuen Nachwuchs zu suchen, sondern auch die
Mitglieder wieder anzusprechen, die durch die lange Zeit ohne Handball
abgesprungen sind, beziehungsweise die wieder zu motivieren, die aktuell am
zweifeln sind. Es gibt viel zu tun, aber wir haben bereits einige Ideen, die
wir gerade weiter ausarbeiten.
Lyra: Ja, da arbeiten wir dran. Unbedingt. Wir wollen Workshops
anbieten, unsere jungen Trainer und Trainerinnen weiter fördern. Der Bayerische
Fußball-Verband bietet da auch super Sachen an. Wir haben zwar keinen Frank
Schmöller (Ex-Profi und früherer SVP-Chefcoach - d. Red.) mehr auf dem Gelände,
aber ein paar andere sehr gute Trainer. Ohne Namen zu nennen, sind da auch
welche dabei, die Jugendkader beim FC Bayern trainieren oder trainiert haben.
Da können wir aus dem Vollen schöpfen. Gleichzeitig werden wir mit gezielten
Aktionen dann auf die nachrückenden Jahrgänge in den Kindergärten und
Volksschulen zugehen.
Sind bestimmte Sportarten in dieser Zeit im Vorteil, also Individual-
gegenüber Mannschaftssportarten oder Freiluft- gegenüber Hallensportarten, weil
man in manchen Sparten unter Einhaltung der Hygieneregeln schneller wieder in
Richtung volles Trainingsprogramm vorankommt?
Jaron: Bei den aktuellen Regelungen sehen wir natürlich die
Individualsportler klar im Vorteil. Die Begrenzung der Personenanzahl bei
Trainingseinheiten kommt ihnen natürlich entgegen. Wir als Mannschaftssportart
können zwar einen Teil des Trainings in Kleingruppen absolvieren, sind aber
auch darauf angewiesen, Einheiten in Mannschaftsstärke zu trainieren. Des
Weiteren ist Handball ein Hallensport mit Körperkontakt, was zur Zeit auch
nicht vorteilhaft ist. Aber diese Faktoren machen nun mal den Sport auch aus.
Uns ist bewusst, dass andere Sportarten hier Vorteile haben und wieder
schneller in einen normaleren Modus kommen. Wir hoffen aber, dass aus dem
letzten Lockdown und dem Neustart des Sports gelernt wurde und dies auch bei
der stufenweisen Lockerung berücksichtigt wird.
Lyra: Das Gruppenerlebnis im Mannschaftssport ist eigentlich durch
nichts zu ersetzen, auch wenn es Ausnahmen gibt, die im Einzelsport besser
aufgehoben sind. Die Hallensportler, wie Handballer oder Basketballer, tun mir
unendlich leid. Sie sollten in der momentanen Lage schauen, dass sie möglichst
draußen was machen können.
Das Gespräch führte Umberto Savignano.