// "HT München vor anspruchsvoller Saison"
16 Sep
"HT München vor anspruchsvoller Saison"
Bericht aus dem Münchner Merkur zum Saisonstart
Mit freundlicher Genehmigung des Münchner Merkurs.
Bericht: Umberto Savignano
Unterhaching/Taufkirchen – Ein anspruchsvolles Spieljahr liegt vor den Handball-Teams von HT München. Dafür garantiert schon der Modus: Wie in der vergangenen Saison wird in der Bayernliga zunächst eine Vorrunde in zwei Staffeln gespielt. Danach erst treffen Nord- und Südvertreter aufeinander: Von den je acht Mannschaften aus beiden Gruppen steigen die ersten vier in die Play Offs ein, die anderen vier kämpfen in der Play-Down-Runde gegen den Abstieg. Die Punkte aus der ersten Saisonphase werden dabei nicht übernommen, es geht wieder bei Null los. Weil mindestens vier Konkurrenten den Weg in die Landesliga antreten müssen, je nach Anzahl der bayerischen Drittligaabsteiger möglicherweise auch mehr, empfiehlt es sich also, den Klassenerhalt durch das Erreichen der Aufstiegsrunde frühzeitig perfekt zu machen.
Gemeinsam ist den HT-Teams nicht nur Spielklasse und Modus, sondern auch das erste Reiseziel zum Auftakt am Samstag: Um 15.30 Uhr gastieren die Frauen beim TSV Haunstetten II, die Männer treten um 20 Uhr bei Haunstettens erster Mannschaft an.
HT-Männer
Mit jeder Menge neuer Konkurrenten im Vergleich zur Vorrunde der vergangenen Saison bekommt es die Truppe von Johannes „Danger“ Borschel zu tun: Nur der SV Anzing und die TG Landshut sind in der gleichen Staffel verblieben, dazu sind der TSV Haunstetten und der TSV Friedberg der Süd-Gruppe neu zugeordnet worden, mit dem TSV Ismaning und dem TSV Allach 09 kommen zwei Aufsteiger hinzu. Das Achterfeld komplettiert der VfL Günzburg, den Borschel zunächst als stärksten Gegner taxiert: „Als Drittliga-Absteiger ist Günzburg Favorit.“
Insgesamt erwartet der 39-Jährige eine sehr enge Liga. „Viel wird sich über die Tagesform entscheiden, mit einem Flow kann man das aber beeinflussen“, so Borschel. In diesen „Flow“ hofft er sein Team gleich zum Auftakt zu bringen: „Haunstetten ist schlagbar“, sagt er, warnt aber auch: „Als junges Team kann man auch gegen jede Mannschaft verlieren.“
Und ein junges Team sind die Handballer aus Unterhaching und Taufkirchen allemal, „21,6 Jahre im Schnitt“, wie Borschel verrät. Das ist auch eine Folge der personellen Veränderungen. Neben den Routiniers Philipp Heinle und Olaf Neumann wird den HTlern auch Simon Lang fehlen, der wegen einer Schulterverletzung die Vorbereitung nicht mitgemacht hat und zumindest lange pausiert. Verletzt ist derzeit auch noch Tobias Meyer (Ellbogen-Operation).
Dafür kann Borschel auf drei echte Neuzugänge zählen und einen Mann, der als Rekonvaleszent eigentlich auch als neue Verstärkung gelten kann: Bastian Kropp ist nach seinem Kreuzbandriss wieder einsatzbereit. Tobias Fehrenbach, Sohn von HT-Frauencoach Andreas Fehrenbach, und Torwart Constantin Schleßinger kommen aus Anzing, Rechtsaußen Valentin Elmer, der früher schon in Unterhaching spielte, ist nach einem Auslandsaufenthalt zurück. Auch Fehrenbach und Schleßinger haben schon in der Jugend im Hachinger Tal gespielt. „Sie sind befreundet mit den anderen Jungs“, so Borschel, der die persönlichen Verbindungen in seiner Mannschaft als leistungsfördernd begrüßt: „Im Prinzip ist es wie ein Freundeskreis, der zusammen Handball spielt, vier bis fünfmal in der Woche trainiert und private Dinge hinten anstellt. Alle wollen arbeiten und Aufwand betreiben. Das macht Superspaß und deckt sich gut mit meiner persönlichen Philosophie.“
Entsprechend intensiv konnte der Trainer die Vorbereitung gestalten, mit einer Reise nach Baden-Württemberg und einem Trip nach Ottobeuren. „Insgesamt hatten wir 18 Testspiele gegen Drittligisten, Bayernligisten, Landesligisten, auch aus Baden-Württemberg, wo etwas anderer Handball gespielt wird“, erzählt Borschel. „Wenn eine Mannschaft unerfahren ist, muss sie viel spielen.“ Die Ergebnisse seien „prinzipiell positiv“ gewesen, aber letztlich auch nebensächlich im Vergleich zur Entwicklung des Teams: „Es war zu erkennen, dass wir unser Spiel gefestigt haben. Wir wollen aus einer sehr guten Abwehr absolut auf Tempo spielen, viele Tore werfen und natürlich auch gut verteidigen.“
Mögliche Szenarien aufgrund des Modus interessieren Borschel vorerst nicht. „Ich habe mich mit dem Play Down gar nicht beschäftigt, denn das habe ich nicht in der Hand. Dadurch, dass es ab Dezember wieder bei Null losgeht, macht es erst recht Sinn, sich damit auch erst dann zu beschäftigen. Es sind im Prinzip zwei Saisons“, so der Coach, der jüngst seine Spieler zur Definition des Ziels aufforderte. Und die waren sich einig: „Auf jeden Fall unter die Top vier kommen.“
HT-Frauen
Der neue Coach Andreas Fehrenbach muss seine Handballerinnen gleich zum Start gegen den hohen Favoriten aufs Feld schicken: Haunstettens Reserve war in der vergangenen Saison Bayernligameister, konnte aber nicht aufsteigen, da die erste Mannschaft des TSV in der 3. Liga spielt. „Wir sind nur krasser Außenseiter, auch weil fünf von unseren Top-Zehn-Spielerinnen ausfallen. Unter diesen Voraussetzungen müssen wir aufpassen, nicht komplett unter die Räder zu kommen. Wir fahren aber auch nicht nach Haunstetten, um zu verlieren, werden den Gegner, so lange es geht, ärgern“, so Fehrenbach, der bereits nächsten Samstag (17 Uhr) im ersten Heimspiel gegen den VfL Günzburg eine deutliche Entspannung der Personalsituation erwartet. Und dann auch auf ein entsprechendes Erfolgserlebnis hofft: „Günzburg ist unsere Wellenlänge.“
Unter den acht Süd-Bayernligisten finden sich neben Haunstetten und Günzburg noch zwei weitere aus der Vorrunde 2021/22 bekannte Konkurrenten für die HT-Frauen: der TSV Ismaning und der SV München-Laim. Dazu kommen mit der TG Landshut und dem TSV Schwabmünchen zwei Aufsteiger sowie mit der SG FC Mintraching/TSV Neutraubling ein Team, das zuletzt der Nord-Gruppe zugeordnet war. Ein Drittliga-Absteiger ist nicht dabei.
Fehrenbachs Vorgabe ist angesichts des Modus, der im Extremfall sieben von acht Teilnehmern der Playdown-Runde den Absturz in die Landesliga bescheren könnte, völlig klar: „Das Ziel ist es, unter den ersten vier der Vorrunde zu landen. Günzburg, Ismaning, Laim und Landshut sind wohl die potenziellen Gegner, die man besiegen sollte. Vielleicht ist auch Mintraching/Neutraubling in Reichweite.“ Dagegen sei der Aufsteiger aus Schwabmünchen wohl eine Nummer zu groß, ein Verein, dessen hervorragende Nachwuchsarbeit durch Rang vier der B-Juniorinnen bei der Deutschen Meisterschaft belegt wird. „Das ist eine sehr junge, extrem schnelle und spielstarke Mannschaft, der aber vielleicht ein bisschen die Erfahrung fehlt.“
Personell kann Fehrenbach grundsätzlich auf personelle Kontinuität bauen: „Wir haben mit Sarah Stephan nur einen wesentlichen Abgang aus beruflichen Gründen, sie war aber auch eine der wichtigsten Spielerinnen. Vielleicht kann sie manchmal aushelfen.“ Neben den etablierten Kräften setzt der Coach auf den Nachwuchs: „Ich habe mir die Aufgabe gestellt, die Jungen einzubauen. Da gibt es einige, die uns auf Dauer verstärken könnten. Dazu haben wir ein paar externe Zugänge, die aber ganz neu und noch nicht so integriert sind. Insgesamt ist der Kader größer als letzte Saison, aber es wird immer wieder Spielerinnen geben, die beruflich mal nicht können.“
Mit der letzten Phase der Vorbereitung, in der es vier Tests an sieben Tagen und ein kleines Trainingslager am vergangenen Wochenende gab, zeigt sich Fehrenbach zufrieden: „Wir haben uns damit ganz gut eingespielt.“ Die Wochen davor seien allerdings schwierig gewesen. „Darüber klagen aber fast alle Trainer. Ich weiß nicht, ob das mit Corona zusammenhängt, dass ein großes Urlaubsbedürfnis herrscht.“
Den HT-Fans verspricht Fehrenbach jedenfalls beste sportliche Unterhaltung: „Ich habe in der Vorbereitung viel Wert auf Tempo gelegt. Wir wollen versuchen, modernen Handball zu spielen, schnell von Abwehr auf Angriff umzuschalten, viel mit der ersten Welle zu machen. Das ist auch attraktiv. Und es ist unser Ziel, gut abzuschneiden, aber auch schönen Handball zu bieten.