// "Die Motivation und Begeisterung ist riesig"
07 Apr
"Die Motivation und Begeisterung ist riesig"
Interview mit Welthandballer Henning Fritz
Er war Bundesliga-Torhüter beim SC Magdeburg (1992-2001), dem THW Kiel (2001-2007) und den Rhein-Neckar Löwen (2007-2012). Im Jahr 2004 wurde er zum Welthandballer gekürt, eine Auszeichnung, die für Torhüter sehr selten ist. Die Krönung seiner beeindruckenden Karriere war aber sicherlich der Weltmeister-Titel mit der deutschen Nationalmannschaft bei der Heim-WM 2007.
Nun ist Henning Fritz Teil des Projektes HT München, was uns freut und natürlich auch sehr stolz macht. Seine Meinung und Pläne zum Projekt könnt ihr im nachfolgenden Interview nachlesen.
Servus Henning, du bist ja kein Münchner - woher kommt deine Verbundenheit zum Handball bei uns in der Region?
Wir haben vor etwa eineinhalb Jahren in Taufkirchen ein Torwartcamp für Trainer und Spieler veranstaltet. Die Resonanz damals war riesig, daher sind wir in Kontakt geblieben. Markus (Geray, Taufkirchens Abteilungsleiter, die Red.) und ich haben uns immer wieder unterhalten: Und als begonnen wurde, das Projekt konkret umzusetzen, da war ich gerne mit dabei.
Wie siehst du deine Rolle bei HT München?
Meine Kompetenzen liegen auf der einen Seite natürlich im sportlichen Bereich, das ist klar. Aber ich habe mich nach meiner Karriere im kaufmännischen Bereich weitergebildet und da auch einiges an Berufserfahrung sammeln können. Zudem spielt bei einem aufstrebenden Projekt das Thema Netzwerken eine große Rolle, auch da helfe ich gerne mit. Durch meine Kontakte aus den vielen Jahren im Profisport kann ich sicher ein paar Türen öffnen. Wo das Hauptaugenmerk dann liegen wird, das wird man sehen. Das hängt davon ab, was gerade aktuell ist und wie sich HT München entwickelt.
Das heißt, du stehst auch selbst in der Halle?
Ja, klar! Vor ein paar Tagen haben wir schon das erste Torwarttraining gehabt. Zehn Mädels und Jungs aus den verschiedenen Mannschaften der Spielgemeinschaft waren dabei, dazu natürlich etliche Trainer. Dazu haben wir in der Grundschule Taufkirchen unser Konzept für die Spielgemeinschaft vorgestellt und den Kindern dort den Handball nahegebracht. Ich wohne zwar nicht in München, werde aber regelmäßig da sein - und dann natürlich auch in der Halle. Denn da fühlt sich ja jeder Sportler immer noch am wohlsten…
Du warst Weltmeister und Welthandballer, hast alle Titel gewonnen und alles gesehen im Handball - was gibt dir die Arbeit mit Kindern?
Die Begeisterung, die Neugier der Kleinen, das ist einfach umwerfend. Zum Beispiel jetzt bei dem Termin in der Schule: Die Kinder waren ja zum großen Teil noch nicht mal geboren, als wir 2007 Weltmeister wurden, die können mit meinem Namen erst mal nichts anfangen. Aber nach ein paar Minuten waren die trotzdem Feuer und Flamme. Kinder sind immer motiviert und neugierig, das ist einfach faszinierend - und gibt einem selbst unglaublich viel Motivation zurück!
Bei der HT München sind weit über 300 Kinder aktiv - was ist für dich das Besondere an der Jugendarbeit?
Neben der schon angesprochenen Begeisterungsfähigkeit der Kleinen ist das vielleicht die Vielfalt im Jugendtraining. Du hast auf dem Weg von der D- bis zur A-Jugend eigentlich alle Könnens- und Leistungsstufen im Verein. Und das ist ja unser Ziel: alle mitzunehmen, Vielfalt zu bieten und die richtige Mischung anzubieten. Es wird die Kunst sein, allen Kindern das zu ermöglichen, was sie brauchen und wollen, die ganze Bandbreite zwischen Breiten- und Leistungssport anzubieten.
Eine Jugendabteilung dieser Größe hat viel Potenzial - wie groß schätzt du das ein?
Das hängt von vielen Faktoren und Entscheidungen ab, von denen wir auch nicht alle beeinflussen können. Im Jugendbereich kannst du mit Engagement sehr viel bewegen, wie gesagt ist die Motivation und Begeisterung der Kinder und Jugendlichen riesig. Das gleiche sehe ich bei den Trainern, die sich wirklich voll reinhängen - und zwar für alle Kinder. Das ist schon mal die Chance für eine gesunde und kräftige Entwicklung des Projekts HT München. Eine Rolle wird sicher auch der Erfolg und die Entwicklung der ersten Mannschaften spielen, denn die sind für die Jugendmannschaften ja immer auch ein Vorbild im Verein. Ein Datum sollten wir immer vor Augen haben, wenn wir über unsere Entwicklung sprechen: 2019. Da findet die Handball-WM in Deutschland und Dänemark statt, auch in München gibt's dann WM-Spiele. So ein Ereignis hat immer eineriesige Strahlkraft, das haben wir ja schon bei der WM 2007 in ganz Deutschland erlebt. Da sollten wir auf jeden Fall richtig gut aufgestellt sein, um den Schub zu nutzen, den der Handball in dieser Zeit garantiert erleben wird.
Und was ist das Ziel?
Im Leistungsbereich wollen wir schon in professionelle Bereiche vorstoßen. Das ist aber nicht der Zweck von HT München, eher wird es das Ergebnis guter Arbeit für alle Handballer in und um München sein. Denn das ist uns wichtig: Wir wollen keinem Verein Talente wegnehmen, sondern der ganzen Region etwas bieten. Wenn wir hier Erfolg haben, dann lockt das ja auch Talente, die auf dem Sprung in den Profibereich sind, in den Raum München und ins Hachinger Tal. Dann wird hier insgesamt mehr Handball gespielt - und zwar in allen Vereinen! Das hebt die Klasse und Masse an Spielern in der ganzen Region. Und das ist unser Ziel: möglichst viele Menschen für unseren tollen Sport zu begeistern, dem ganzen Münchner Raum einen Mehrwert zu bieten! Damit das funktioniert, müssen wir vielleicht hier und da Bedenken ausräumen. Risiken gibt es immer, überall im Leben. Wir wollen sie minimieren, damit aus HT München eine echte Erfolgsgeschichte für alle hier wird!
Danke für das Interview, Henning!